Sonntag, 13. Dezember 2009

William Fitzsimmons in der Martinikirche

Wenn Anfang Dezember ein Mann mit Rauschebart daher kommt, um die Menschen glücklich zu machen, liegt es eigentlich auf der Hand, um wen es geht. Und wenn dann auch noch eine Kirche mit ins Spiel kommt, ist sowieso alles klar. Wer am Donnerstagabend die lange Schlange vor der effata-Jugendkirche in der Neubrückenstraße aber mit einem verfrühten Nikolausbesuch in Verbindung brachte, lag zumindest halb daneben. Der Mann, wegen dem die rund sechshundert Menschen in die Kirche gepilgert waren, hat zwar einen Bart, und Geschenke brachte er auch – zumindest in akustischer Form – ansonsten hat er aber nicht viel mit dem heiligen Nikolaus gemein. Mit Hornbrille, Holzfällerhemd und Wollmütze sieht William Fitzsimmons eher aus wie ein kauziger Eigenbrötler, der irgendwo in Abgeschiedenheit lebt und seine Einsamkeit kultiviert.


Fitzsimmons ist in der Tat ein Kauz, und die Einsamkeit ist ihm ebenfalls vertraut. Seine Stücke, gesungen mit leiser, fast flüsternder Stimme, behutsam begleitet mit der Akustikgitarre, handeln zumeist von schweren Themen – vom Tod, der Trennung von seiner Frau oder der Scheidung seiner Eltern. Ohne seine Musik wäre die Welt dann auch ein Stück fröhlicher, wie er selber schmunzelnd einräumt. „Ich hoffe ihr seid gekommen, um traurig zu werden!“ adressiert er die andächtig lauschenden Fans. Aber ohne seine Musik wäre die Welt auch ein Stück ärmer - das verrät ein Blick in die seligen Gesichter der Zuhörer. Und dass gerade die traurigste Musik eine reinigende Wirkung haben kann, beweist Fitzsimmons zwischen den Stücken: charmant und aufgeweckt kommt er daher, macht Witze über seinen beeindruckenden Bart („der beste Bart des Universums!“) und schafft es immer wieder, die Fans zum lachen zu bringen - Musik ist bei ihm eben auch Katharsis, das Schreiben und Singen ein reinigender Prozess.


Mit seiner samtpfotigen Vortragsweise passt er dabei ganz hervorragend in den sakralen Rahmen der Martinikirche, die schwierige Akustik des großen Kirchenraumes erweist sich wie geschaffen für seine Musik, die hier genug Platz bekommt, um sich zu entfalten. Und wenn die Fans im Chor den Refrain von „You still hurt me“ singen, kommt tatsächlich eine andächtige Stimmung auf, die dem kirchlichen Rahmen mehr als würdig ist. So wird das Konzert zu einem besonderen, sinnlich-besinnlichem Erlebnis – und auch wenn seine Stücke die Traurigkeit gepachtet haben, am Ende sind die Zuhörer ein Stück fröhlicher und die Welt zumindest für einen Abend ein besserer Ort.


3 Kommentare:

acid kalle hat gesagt…
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
acid kalle hat gesagt…

man man man, wo du ueberall unterwegs bist... da wuerde ich aber auch gerne mal musik drin machen, ob man die location wohl fuer ne dnb party mieten kann?

hans hat gesagt…

hehe...in anbetracht der tatsache, dass man dort nichts trinken durfte und der veranstalter auch sonst auf den besonderen rahmen hingewiesen und die gäste gebeten hat, sich angemessen zu verhalten, sage ich mit tocotronic: die idee ist gut, doch die welt noch nicht bereit. (zumindest nicht die welt in unserem beschaulich-katholischen münster) :-)