Sonntag, 13. Dezember 2009

Silbermond in der Halle Münsterland

Man sagt den Münsteranern ja vieles nach, aber dass sie besonders gut tanzen können, ist wohl eher ein Gerücht. Doch wie das nun mal so ist mit Gerüchten – ein Fünkchen Wahrheit ist immer dabei. Und so kommt es, dass Stefanie Kloß, die Frontfrau von Silbermond, es am Freitagabend tatsächlich schafft, zehn spontane Fans zum Tanzen auf die Bühne zu holen. Na gut, Tanzen heißt in diesem Fall eher klatschend auf und ab hüpfen, und überhaupt hätte Kloß mit den rund 5000 Fans alles Mögliche anstellen können – aber ein schönes Bild ist es trotzdem.

Als die Bautzener am Freitag in der Halle Münsterland ihr Zusatzkonzert zur „Nichts Passiert“-Tour spielen, liegen ihr die Fans zu Füßen. Wenn sie klatscht, klatschen alle mit, wenn sie springt, springt die ganze Halle, wenn sie aussetzt, singen die Fans für sie weiter. Das muss Liebe sein, und Kloß weiß das zu schätzen, ist eine Frau des Volkes und wagt sich schon nach drei Stücken auf den eigens angelegten Laufsteg in Richtung Hallenmitte, um ein Bad in der Menge zu nehmen. Doch damit nicht genug: während Bassist Johannes Stolle kurz darauf eben jenen Laufsteg besteigt, um ein veritables Slap-Bass-Solo hinzulegen, nutzt Kloß die Ablenkung, um sich mit Gitarrist Thomas Stolle heimlich in den hinteren Teil der Halle auf die Tribüne zu begeben.
Was dann kommt, ist, natürlich, der Gänsehaut-Teil der Show. Spot an, Stecker raus - „Symphonie“, einer der größten Hits der Band, wird unplugged kredenzt, begleitet von einem tausendfachen Backgroundchor. Da macht es auch nichts, dass Kloß einen Frosch im Hals hat, die Fans übernehmen das Singen gerne für sie. Bei näherer Betrachtung ist aber nicht alles so silber, wie es glänzt – das musikalische Konzept der Bautzener aus Balladen, Power-Rock und zielgruppennahen Befindlichkeitstexten ist schnell durchschaut und wird spätestens nach einer Stunde langweilig, der Pathos im Gesang kann die stimmlichen Schwächen von Kloß, gerade in den höheren Lagen, nur notdürftig übertünchen, und wenn sie politisch korrekt gegen Nazis Stellung bezieht, wirkt sie eher wie eine singende Klassensprecherin als wie ein Popstar.
Aber geschenkt: Die Rechnung geht auf, gerade flottere Nummern wie „Optimisten“ setzen in der Live-Umsetzung eine ungeahnte Energie frei. Und wie Kloß auf dem Weg zurück zur Bühne mitten durch das Fan-Meer schreitet, wie sie die 5000 Gäste zu einer perfekten La Ola-Welle animiert – das hat schon was. So wird, wer die Skepsis überwindet, am Ende zumindest gut unterhalten und bekommt ein paar schöne Momente auf dem Silbertablett serviert.

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