Exzess, Grenzüberschreitung, Spektakel, Party und Aufruhr – das sind die wichtigsten Vokabeln, wenn man sich dem Phänomen Deichkind nähern will. Die Musik der Hamburger ist der ultimative Soundtrack zu jeder Abrissparty, ihre Konzerte gleichen wilden, psychedelischen Orgien. Mit ihrem Über-Hit „Krawall und Remmidemmi“ haben sie die Hymne einer ganzen Partygeneration geschrieben und selbstbewusst die Führung übernommen, gekleidet in Müllsäcke und mit wehenden Fahnen, auf denen in großen Neonbuchstaben der Schlachtruf steht: „Yippie Yippie Yeah!“ Deichkind haben Geschichte geschrieben, ihre legendären Auftritte haben Maßstäbe gesetzt, doch jetzt ist erstmal Schluss: nach fünf Jahren Dauerparty und zwei erfolgreichen Alben gehen die Hanseaten in den Vorruhestand, die Zukunft ist ungewiss.
Doch Deichkind wären nicht Deichkind, wenn sie sang- und klanglos von der Bildfläche verschwinden würden. Gerade ist die Band auf großer Abschiedstournee, am Freitag waren die Krawallbrüder in der Halle Münsterland, um noch ein letztes Mal die Sau rauszulassen. Und es sollte ein wahres Spektakel werden, eine Reise in eine Parallelwelt aus Schwarzlicht, Neonfarben und bizarren Kostümen. Zu stampfenden Elektrobeats, bratzigen Bässen und paranoid verzerrten Synthies nimmt die „Electric Super-Danceband“ die ausgelassene Menge mit auf einen wilden, psychedelischen Drogentrip. Von Anfang an ist die Stimmung am Siedepunkt, es dauert keine fünf Minuten, bis die Sanitäter die ersten erschöpften Fans aus der Menge ziehen müssen. Kein Wunder – Deichkind versteht es wie kaum eine andere Band, die Fans gezielt in den Ausnahmezustand zu steuern.
Und dabei ist die treibende Musik nur ein Faktor. Denn der Auftritt der Hamburger ist voll von visuellen Highlights und verrückten Showelementen: Stroboskop-Lichter zucken durch die Luft, Laserstrahlen und Schwarzlicht tauchen die Bühne in ein unwirkliches Licht, fluoreszierende Schminke und Kostüme tun ihr übriges. Dazu ergänzen unzählige Requisiten die eh schon verrückte Show, im Fünfminutentakt werden die absurdesten Geräte und Gegenstände aus der Zauberkiste hervorgeholt - ein überdimensionierter Schwimmring, Trampoline und Hüpfburgen, Mofas, ein Voodoostab und zahllose Verkleidungen. Zwei Stunden lang feiert die Band so ihren bizarren Maskenball und geht dabei bis ans Limit und darüber hinaus – ein psychedelisches Gesamtkunstwerk, das wohl ewig unerreicht bleiben wird.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen