„Stellt euch vor, ihr seid auf einer Insel in der Karibik. Es ist heiß, die Sonne strahlt, das Meer glitzert, keine Wolke ist am Himmel zu sehen…Aber das ist nur ein Traum! Die Realität ist: ihr seid in einem Lokal in Münster, und ihr müsst mich ertragen – Taktloss!“ Angesichts des Schneetreibens und der eisigen Temperaturen hätte sich am Samstagabend wohl so mancher der Gäste im Skaters Palace lieber auf einer Südseeinsel gewähnt. Doch beim Auftritt des Westberliner Rappers Taktloss scheint die Realität für die euphorischen Fans eine willkommene Alternative zum Strandurlaub zu sein. Überhaupt sprechen am Samstag viele Gründe für einen Besuch des Hip Hop-Tempels am Dahlweg – zur bereits fünften Ausgabe der „Königsklasse“ haben sich wieder einige illustre Abgesandte der deutschen Rap-Prominenz zusammengefunden, um zusammen der alten Zeiten zu gedenken, und, das muss dieses Mal besonders groß geschrieben werden, eine wilde Party zu feiern.
Taktloss, Creutzfeld & Jakob, die Spezializtz – die drei Hauptakteure des mit gleich sechs aufeinanderfolgenden Auftritten rappelvoll gepackten Abends sind nämlich allesamt nicht gerade für Zurückhaltung und Sanftheit bekannt. Stattdessen wurde die härtere Gangart angekündigt. Zuerst Taktloss: Der Westberliner begeht den schmalen Grat zwischen Genie und Wahnsinn wie kein Zweiter. Seine Texte sind größtenteils nicht jugendfrei, sein Frauenbild ist äußerst fragwürdig, und auf der Bühne untermauert er seine abwegigen Thesen und Vergleiche mit einem Plastikmaschinengewehr. Die einen vergöttern ihn dafür, die anderen hassen ihn – an diesem Abend aber sind die Huldiger eindeutig in der Überzahl.
Creutzfeld & Jakob lassen danach den traditionellen Ruhrpott-Sound wieder aufleben und beweisen mit Nachdruck, warum sie vor zehn Jahren zu den Speerspitzen der deutschen Rapszene gehörten. Flipstar und Laki, die Frontmänner der vierköpfigen Crew, sind bestens aufgelegt, die Beats knallen wie eh und je, von Patina keine Spur.
Den krönenden Abschluss bildet dann der Auftritt der Berliner Spezializtz, die ebenfalls vor rund einer Dekade das Zeitalter von „Gras, Becks und Zärtlichkeit“ (G.B.Z.) ausriefen. Und auch hier ist alles beim Alten: Dean und Harris zelebrieren die G.B.Z.-Dreifaltigkeit, geben sich gönnerhaft und verteilen, ganz zur Freude der „schönen Menschen“ im Publikum und im Dienste der Party, zwei Kisten Bier unter den Fans. Dann gehen die grünen Flaschenhälse in die Höhe, und unisono erklingt die Parole: „Prost!“
Montag, 28. Dezember 2009
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