Gut, dass es noch Leute wie Marten Laciny gibt. Der 26 jährige Rostocker hat in seinem Leben schon viel gemacht, war im Kader der U 17-Nationalelf und Model in den USA. Sein Herz aber gehört der Rapmusik – glücklicherweise, denn zu einer Zeit, in der in der deutschen Hip Hop-Szene die Innovation auf der Strecke zu bleiben droht, kommt Laciny um die Ecke und bringt frischen Wind ins Spiel.
Ob als durchgeknallter Marsimoto mit hochgepitchter Heliumstimme oder als Marteria mit tiefem Bariton („die deutsche Syncrhonstimme von Jesus“) – auf seinen bisher drei Alben macht der Rostocker vieles anders und vieles besser als die Kollegen aus Rap-Deutschland. Jetzt ist er mit der Band Of Brothers auf Tour, um sein umstürzlerisches Werk auch live fortzuführen – am Freitagabend gab er in Münsters Skaters Palace ein Gastspiel.
Die Marschrichtung wird gleich zu Beginn der Show in der rhetorischen Frage formuliert: „ Habt ihr Bock auf die Bassline?“ Und ohne eine Antwort abzuwarten, wummern die Bässe los, grimmig und böse, synthetisch verzerrt. Dazu sorgt ein Didgeridoo für den wabernden Unterton, der in den nächsten 90 Minuten die Handlung bestimmen wird. Auf der Suche nach musikalischen Referenzen wird man am ehesten in düsteren Londoner Kellerclubs fündig: was dort mit Shooting-Star Dizzee Rascal seinen Anfang nahm und als „Grime“ als neuer Hype gefeiert wurde, übersetzt Marteria ins Deutsche – die grimmigen, basslastigen Elektrobretter haben mit den gängigen ästhetischen Regeln im deutschen Hip Hop nicht mehr viel zu tun.
Umso besser, denn die Show übertrifft so ziemlich alles, was man bis jetzt von einem Hip Hop-Konzert erwarten konnte. Ausflüge zu den Chemical Brothers und Fatboy Slim garnieren den grandiosen Trip in die tiefen Frequenzbereiche, es wimmelt nur so von bedrohlich-paranoiden Basslines und druckvollen Beats, stillstehen ist hier unmöglich. Marteria und seine Band gehen an ihre Grenzen, das Publikum dankt es ihnen mit ekstatischem Jubel, und als Marteria zum Stagediving ansetzt und auf den Händen der Fans nach der großen Discokugel greift, ist das auch ein symbolisches Bild – eine großartige Party!
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