Dienstag, 2. Dezember 2008

Sido im Skaters Palace

Im Fernsehen lässt er Popstar-Träume wie Seifenblasen zerplatzen, doch selbst ist er schon längst zum Star geworden. „Mein Block“ machte ihn einem großen Publikum bekannt, sein Album „Ich und meine Maske“ erreichte dieses Jahr Platz eins der deutschen Albumcharts.
Sido hat es geschafft – der einstige Berliner Untergrund-Rapper aus dem Märkischen Viertel ist im Mainstream angekommen und fühlt sich dort sichtlich wohl. Zwischen Auszeichnungen der Teenie-Presse, Goldenen Schallplatten und der Popstars-Jury hat er sich eingerichtet und lenkt von dort aus die Vermarktungsmaschinerie seines Labels Aggro Berlin. Dabei ist das Böser-Junge-Image längst zur Pose erstarrt, der betont anarchistische Ansatz längst zum Marketingkonzept geworden. Anstößige Texte? Obszönitäten? Was einst auf dem Index landete, sorgt mittlerweile für klingelnde Kassen, besonders beim jüngeren Publikum.
Als Sido am Samstag ein Gastspiel im Skaters Palace gab, waren weit über tausend Fans seinem Ruf gefolgt – der Altersdurchschnitt lag bei höchstens 18 Jahren. Die Teenies lieben ihn, hängen an seinen Lippen und feiern ihn wie ihren Heilsbringer. Was er erzählt, ist dabei fast egal, denn Sido beherrscht die hohe Kunst der Selbstinszenierung. Liedzeilen wie „Halt dein Maul, du kannst gar nichts“ und „Ich bin die Armee der Straße, so was wie das Vierte Reich“ werden begeistert mitgerappt.
„Du musst auf dein Herz hören“, singt er und geht auf Tuchfühlung mit den Mädchen in der ersten Reihe, verschwindet zum Kiffen hinterm DJ-Pult und trinkt kurz darauf zusammen mit seinem Rapperkollegen Harris auf der Bühne Jägermeister. Und schon hat er den ganzen Saal auf seiner Seite, die romantischen Teenie-Girls ebenso wie die harten Jungs aus den vermeintlichen Problembezirken. Sido erzählt vom Leben auf der Straße, von Drogen und Alkohol, stellt Autoritäten in Frage und trifft damit genau den Nerv der gutbürgerlichen Durchschnittsjugendlichen, die sich im wohl behüteten Umfeld nach ein bisschen Straßendreck und einer Portion Ghetto-Romantik sehnen. Sido bietet genau das, sorgfältig inszeniert und in mundgerechten Stücken serviert.
Dass seine Fans immer jünger werden und er sich mit seinem Kurs vor allem in der HipHop-Szene nicht nur Freunde macht, kann ihm dabei völlig egal sein. Denn Erfolg lässt sich am Besten in Verkaufszahlen messen – und die geben ihm schließlich Recht.



1 Kommentar:

acid kalle hat gesagt…

also wie nen räpper sieht er ja mal nicht aus! haette mir die show auch gere angesehn, aber das zu erwartende publikum hat mich dann doch abgeschreckt, zu recht wie ich ja gerade lese :-)