Donnerstag, 18. Dezember 2008
William Fitzsimmons im Gleis 22
Merkwürdig sieht er aus, kauzig gar, mit seinen Jeans, den Lederboots  und dem Karohemd, im Gesicht ein riesiger Vollbart unter einer groben  Hornbrille. Ein Original, möchte man sagen. William Fitzsimmons ist  Singer-Songwriter, Folksänger und Weirdo im positiven Sinne. Bart und  Brille sind längst Markenzeichen geworden, doch mehr noch als sein  verschrobenes Aussehen spricht seine Musik für ihn - geprägt durch James  Taylor, Joni Mitchell und Bob Dylan, klingt er wie eine Mischung aus  Damien Rice und Vollbart-Kollegen Iron & Wine. Doch Fitzsimmons hat  genug Profil, um derlei Vergleichen mühelos zu entwachsen. Am Dienstag  konnte man im Gleis 22 Zeuge seines musikalischen, humoristischen und  entertainerischen Talents werden -- Der Mann versprüht auf der Bühne  soviel Charme und Sympathie, er hätte auch mühelos Alleinunterhalter  werden können. Wenn da nicht die schöne Musik wäre, und um die geht es  ja eigentlich. Seine Songs sind getränkt in Melancholie, handeln von  Abschiedsszenarios, Verlustängsten und der Abwesenheit von Liebe. All  das wäre in dem ohnehin schon grauen Winter schwer zu ertragen, wäre da  nicht das Hintertürchen zum Licht, das Quäntchen Hoffnung, das behutsam  in seine Stücke eingewoben ist. Und wer Fitzsimmons live gesehen hat,  der wird mit der Tristesse sowieso spielend fertig. Wie er da auf seinem  Barhocker sitzt, zwischen den Songs drauflos plaudert und sich in  Anekdoten verliert, das hat schon seine Klasse. Stolz präsentiert er  seine paar Brocken Deutsch, macht Witze über seinen Bart und verteilt  Komplimente, die ehrlicher nicht sein könnten: "You Germans do beer  good, you do food good, and you do people good!" Selten wurde auf einem  Konzert so viel und so herzlich gelacht. Am Ende ist die Welt ein  besserer Ort, Fitzsimmons bedankt sich aufrichtig für den schönen Abend,  und man möchte mit aller Kraft zurückrufen: Danke!
Labels:
Livegeschichten
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