Beim Westfälischen Kunstverein im Landesmuseum konnte man im November Zeuge werden von einem abenteuerlichen Streifzug durch die Randbereiche des modernen Jazz. Das Off-Domicil-Orchestra bot unter der Leitung von Jan Klare eine in vielen Beziehungen einmalige Vorstellung.
Eine unüberschaubare Anzahl von Instrumenten war aufgebaut, um die Visionen von Klare in Klang umzusetzen. Die Marschrichtung war von Anfang an klar: kleine Brötchen werden woanders gebacken. Kompromisslos der Einstieg, mächtig im Sound und ungeheuer vielschichtig. Störgeräusche aus dem Synthesizer, sphärische Klänge, aus denen sich langsam eine Harmonie herausschält, ozeanische Klangtiefen. Dann wieder ein bedrohliches Bassthema, Stimmenfragmente im Hintergrund, beklemmende Spannung.
Im nächsten Stück hingegen eine funky Gitarre, treibende Drums und ein unerbittlich groovender Bass. Man weiß nie, was als nächstes kommt. Die Stücke bewegen sich auf und nieder, von absoluter Extase bis zu Momenten fast totaler Stille. Manche entfalten sich schier endlos, hängen in der Luft, irren scheinbar ziellos umher. Melodien werden angedeutet, nur um direkt wieder demontiert zu werden. Sinfonische Weichheit, klassischer Jazz und Momente von hymnischem Pop stehen neben kakophonischem Lärm, atemlosen Drumsolos und wuchtigen Heavy-Metal-Riffs. Und immer wieder die nicht enden wollenden Crescendi, minutenlange Steigerung bis zum Siedepunkit und darüber hinaus. Klare beansprucht sein Publikum, fordert es heraus. Der Abend steht im Zeichen von organisiertem Chaos, wilder und ungezähmter Spielfreude und dem unüberwindbaren Drang, Konventionen über den Haufen zu werfen. Ein einmaliges Erlebnis - extensiv, exzessiv, ekstatisch.
Samstag, 22. Dezember 2007
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