Die Zeit ist nicht spurlos an ihm vorbeigezogen. Samy Deluxe ist älter geworden, erwachsen und vernünftig. Das sieht man ihm an, wenn er auf der Bühne steht, aber man hört es vor allem auch, in seiner Musik und in seinen Texten. Ein Blatt hat er noch nie vor den Mund genommen, egal ob es um den Konsum weicher Drogen oder um Gesellschaftskritik ging. Daran hat sich nichts geändert, aber der Ton ist anders geworden, weicher, altersmilde. Vor zehn Jahren war Deutschland für ihn ein „Albtraum“, aus dem er geweckt werden wollte, heute findet er es hier eigentlich ganz OK. „Wir sind keine Kinder mehr“ heißt dann auch die vernunftregierte Losung, die er gleich zu Beginn seines Konzertes am Freitagabend im Skaters Palace herausgibt.
Sonnenbrille, Anzug und Künstlerschal, im Rücken eine sechsköpfige Band und zwei Backgroundsängerinnen – so präsentiert sich Samy Deluxe seinem jungen Publikum. Ein gereifter Künstler, dem das Hip Hop-Korsett zu eng geworden ist. Oder um es mit seinen eigenen Worten zu sagen: „Ich bin so was wie ein Sozialpädagoge, nur in etwas schickerer Abendgarderobe“. Heute ist er die Stimme des Volkes, hat sich zum Sprachrohr der Jugend aufgeschwungen und verbreitet einen neuen Optimismus. Das schlägt sich auch in der Musik nieder – Radiotauglichkeit, Rockriffs und Reggaerhythmen haben die rohen, ungeschliffenen Beats früherer Tage verdrängt. Früher war er „Deutschlands derbster MC“, heute singt er Sachen wie: „meine Oma ist die Beste“. Der Werdegang vom hungrigen, dreisten Ausnahmerapper zum kuscheligen Lieblingsenkel für die ganze Familie wurde nicht kritiklos hingenommen, viele haben sich von ihm abgewandt, vermissen die alte rotzige Derbheit. Doch Samy Deluxe ist so erfolgreich wie nie zuvor, füllt große Hallen und macht seine Fans glücklich. Alles gut also. Und wenn er zwischen Hardrock-Einlagen und Reggaegrooves doch mal auf die Rapschiene wechselt, wird schnell klar: er ist immer noch der derbe MC von damals, und immer noch können ihm nicht viele das Wasser reichen.
Schade nur, dass es so lange dauert, bis er das unter Beweis stellt. Erst in den Zugaben gibt er richtig Gas und zeigt seine nach wie vor formidablen Rap-Künste. Rasend schnell, präzise getimt und flüssig wie Wasser, da ist der Inhalt schon fast egal – er könnte auch übers Taubenzüchten oder über seine Waschmaschine rappen. So findet das Konzert einen mehr als versöhnlichen Abschluss, denn Samy Deluxe ist eben trotz allem ein Vollblut-Rapper. Das kann er am Besten, das wollen die Fans hören, und ganz ehrlich, es macht ihm doch auch am meisten Spaß.
Montag, 21. September 2009
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3 Kommentare:
das ist der lauf der dinge...man stelle sich vor, wenn samy immer noch ueber die gleiche art von beats wie damals räppen wuerde, und immer noch die gruene brille auf haette... das wuerden die leute dann auch haten, oder langweilig finden..alá...der hat sich ja eh nicht veraendert....egal wie mans macht, man kann es allen leuten nicht recht machen....
naja, der lautstärke des jubels nach zu urteilen, haben die meisten aber auf die richtigen rapnummern gewartet und das auch am derbsten gefeiert, auch wenn natürlich ein sich-weiterentwickeln nicht verkehrt ist. das ding ist eben, er ist ein ziemlich derber rapper, und so weichspüler-reggae mit langnese-senseo-werbespot-ästhetik im video braucht kein mensch. und gutmenschelnde sozialpädagogen-texte müssen auch nicht sein, vor allem, wenn sie so flach vorgetragen werden wie von herrn deluxe...aber alles geschmackssache. ich fand das konzert halt über weite strecken etwas lahm, aber zum ende mit den zugaben wurde es dann wirklich nochmal richtig geil!
ja, aber das ist eben samy 2009...und wir sind nicht mehr im eimsbusch basement...hehehe... fuer die räpp sachen hatten se ja das dynamite deluxe album gemacht...
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