Sonntag, 28. März 2010

Kaki King im Gleis 22

Sie ist die Herrscherin auf dem Gitarren-Olymp, die erste Frau in der Geschichte des „Rolling Stone Magazine“, die in die Liste der größten Gitarristen aller Zeiten aufgenommen wurde. Eine Männerdomäne, in der sie sich zu Recht behauptet – ihr Spiel sucht in der Tat seinesgleichen, doch wenn Kaki King auf der Bühne steht, deutet erst einmal nichts auf ihr großes Talent hin. Klein ist sie und wirkt beinah unscheinbar. Schlicht gekleidet, kein Firlefanz, keine Spur von Extravaganz, zurückhaltend und bescheiden.
Doch wenn sie einmal loslegt, ist alle Bescheidenheit vergessen, wie weggefegt von der ungebändigten Energie, mit der sie ihr Instrument bearbeitet. Das ist nicht nur toll zum Zuhören, sondern auch schön anzusehen. Und so drängen sich die Besucher beim Konzert der Ausnahmegitarristin am Samstag im Gleis 22 vor der Bühne, um einen Blick auf die kleine Powerfrau zu erhaschen. Ein ganzes Arsenal an Gitarren hat sie dabei, elektrische und halbakustische, eine Ukulele und eine sogenannte Hawaii-Gitarre, eine Slide-Gitarre, die auf dem Schoß liegend gespielt wird.
Technisch scheinen ihrem Spiel dabei keine Grenzen gesetzt – sie nutzt ihre Gitarren als Percussion-Instrument, klopft, zupft und schrammelt, wechselt mühelos zwischen filigranen Fingerpickings, Flageolett-Anschlägen und brettharten Rockriffs. Da ist es schon beinah dreist, mit welcher Nonchalance sie ihre Fingerfertigkeit zum Besten gibt. Mit einem leisen Lächeln spielt sie im Soloteil der Show ihre galoppartigen Soli, scheint sich manchmal selbst zuzuhören, als wäre sie neugierig, was als nächstes kommt. Kaki Kings Spiel wirkt dabei zu keinem Moment bemüht, von Anstrengung keine Spur.
Doch neben der virtuosen Sologitarristin hat sie auch noch eine andere Seite: die Rockerbraut, die breitbeinige Gitarrenriffs runterschreddert. Dann läuft auch ihre kleine Band zu Höchstleistungen auf, vor allem Drummer Jordan Perlson, der auf die Felle eindrischt, dass es eine helle Freude ist.
Hier offenbart sich die rohe Seite von Kaki King, die Liebe zum Lärm und zur Energie. Stücke wie „Wrong Thing“ und „Be Afraid“ entpuppen sich als wahre Postrock-Kleinode, changierend zwischen ruhigen, melancholiegetränkten Zwischenparts und eruptiven, explosiven Ausbrüchen, in denen alles weggeblasen wird, was nicht niet- und nagelfest ist. Ein tolles Konzert, das beweist: Kaki King trägt ihren königlichen Namen zu Recht.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Hallo.
Ich mochte mit Ihrer Website kontrabassmusik.blogspot.com Links tauschen