Freitag, 16. Mai 2008

Iron & Wine


Unter dem Namen Iron & Wine erschien 2007 das dritte Album des Songwriters Sam Beam aus Florida, „The Shepherd’s Dog“. Eine Platte, die im Vergleich zu früheren Veröffentlichungen reich instrumentalisiert ist, vielschichtiger und deshalb auch schwerer zu fassen. Skizzieren lässt sich Beam am ehesten als Singer-Songwriter und Neo-Folk-Pionier. Aber gegen zu einfache Kategorisierungen wehrt sich das Album erfolgreich. Äußerst verschroben kommen die Stücke daher, mal countryesk, mal reduziert perkussiv, mal vielschichtig opulent. Eine Vielzahl von Instrumenten setzt Beams Visionen in Klang um, es wabert psychedelisch umher, lange Instrumentalpassagen laden zum Verweilen und Sich-treiben-lassen ein. Immer wieder ein satter Kontrabass, Banjos, Slide-Gitarren und Streicher; Orgeln und sogar eine Sitar tauchen auf und ab, werden beinah unmerklich in den dicht verwobenen Klangteppich integriert. Träumerischer Gesang und wunderschöne Melodien treffen auf geheimnisvoll in sich gekehrte Arrangements. So vielschichtig sich Beam hier auch präsentiert, gemeinsam ist den Stücken eine große Ruhe. Ohne Hast leitet er durch das Album, vorbei an ein paar wahren musikalischen Kleinoden und vielen ruhigen Momenten. Ein rätselhaft-versponnenes Werk, dessen Größe sich erst nach mehrmaligem Hören erschließt.

Neues von Portishead


Vierzehn Jahre ist es her, da standen Portishead zusammen mit Massive Attack und Tricky an der Wiege einer neuen Musikrichtung. Langsame Hiphop-Beats, bleischwere Melancholie, düstere Samples - was als Trip Hop ein paar Jahre für Furore sorgte, erstarrte jedoch schnell zur Pose. Heute klingt der Sound aus Bristol wie ein Relikt vergangener Tage. Beth Gibbons, die unverwechselbare Stimme von Portishead, veröffentlichte noch ein Soloalbum, dann wurde es still um die Band. Unweigerlich stellte sich nun, nach elf Jahren, die Frage nach der Relevanz eines neuen Albums. Vieles ist passiert, die Angst vor einem schlappen Aufguss des alten Sounds nicht unbegründet. „Third“ tappt allerdings nicht in die Recycling-Falle. Sicher, die sparsamen Gitarrentöne, die Moog-Synthesizer und vor allem Gibbons’ schmerzvoller, zerbrechlicher Gesang klingen wohlig vertraut. Es rumpelt hier und da, die Musik oszilliert zwischen noisigen, industriellen Beats und einer zarten, schönen Zerbrechlichkeit. Und doch ist der Band mit „Third“ etwas Neues gelungen. Die alte sample-basierte Arbeitsweise wurde abgelegt, das Tempo angezogen und neues Terrain beschritten. Mächtige Synthesizer paaren sich auf „We Carry On“ mit gradlinig stampfenden Beats, die an Björk denken lassen. Eine nur mit der Ukulele begleitete Folkballade schleicht sich fast unbemerkt an, im Anschluss rumpelt die Single „Machine Gun“ ungestüm drauflos. Nur bei „Hunter“ werden deutlich Erinnerungen an Vergangenes wach. Anders als bei den früheren Alben behalten sich viele Stücke Überraschungen vor, brechen abrupt mit den Erwartungen. Third ist sperrig, irritiert und erzeugt Reibung. Doch über allem liegt die wohlige Vertrautheit von Beth Gibbons’ düster-klagendem Gesang, der das Album trotz aller Disparität zu einer harmonischen Einheit führt.