Sie ist die Herrscherin auf dem Gitarren-Olymp, die erste Frau in der Geschichte des „Rolling Stone Magazine“, die in die Liste der größten Gitarristen aller Zeiten aufgenommen wurde. Eine Männerdomäne, in der sie sich zu Recht behauptet – ihr Spiel sucht in der Tat seinesgleichen, doch wenn Kaki King auf der Bühne steht, deutet erst einmal nichts auf ihr großes Talent hin. Klein ist sie und wirkt beinah unscheinbar. Schlicht gekleidet, kein Firlefanz, keine Spur von Extravaganz, zurückhaltend und bescheiden.
Doch wenn sie einmal loslegt, ist alle Bescheidenheit vergessen, wie weggefegt von der ungebändigten Energie, mit der sie ihr Instrument bearbeitet. Das ist nicht nur toll zum Zuhören, sondern auch schön anzusehen. Und so drängen sich die Besucher beim Konzert der Ausnahmegitarristin am Samstag im Gleis 22 vor der Bühne, um einen Blick auf die kleine Powerfrau zu erhaschen. Ein ganzes Arsenal an Gitarren hat sie dabei, elektrische und halbakustische, eine Ukulele und eine sogenannte Hawaii-Gitarre, eine Slide-Gitarre, die auf dem Schoß liegend gespielt wird.
Technisch scheinen ihrem Spiel dabei keine Grenzen gesetzt – sie nutzt ihre Gitarren als Percussion-Instrument, klopft, zupft und schrammelt, wechselt mühelos zwischen filigranen Fingerpickings, Flageolett-Anschlägen und brettharten Rockriffs. Da ist es schon beinah dreist, mit welcher Nonchalance sie ihre Fingerfertigkeit zum Besten gibt. Mit einem leisen Lächeln spielt sie im Soloteil der Show ihre galoppartigen Soli, scheint sich manchmal selbst zuzuhören, als wäre sie neugierig, was als nächstes kommt. Kaki Kings Spiel wirkt dabei zu keinem Moment bemüht, von Anstrengung keine Spur.
Doch neben der virtuosen Sologitarristin hat sie auch noch eine andere Seite: die Rockerbraut, die breitbeinige Gitarrenriffs runterschreddert. Dann läuft auch ihre kleine Band zu Höchstleistungen auf, vor allem Drummer Jordan Perlson, der auf die Felle eindrischt, dass es eine helle Freude ist.
Hier offenbart sich die rohe Seite von Kaki King, die Liebe zum Lärm und zur Energie. Stücke wie „Wrong Thing“ und „Be Afraid“ entpuppen sich als wahre Postrock-Kleinode, changierend zwischen ruhigen, melancholiegetränkten Zwischenparts und eruptiven, explosiven Ausbrüchen, in denen alles weggeblasen wird, was nicht niet- und nagelfest ist. Ein tolles Konzert, das beweist: Kaki King trägt ihren königlichen Namen zu Recht.
Sonntag, 28. März 2010
Sonntag, 14. März 2010
Sonntag, 7. März 2010
Declaime & Georgia Anne Muldrow - Someothaship
Irgendwo im Weltall gleitet das Hip Hop-Mutterschiff durch Raum und Zeit. Direkt daneben, im Schatten, schwebt ein anderes, merkwürdiges Schiff. Wie es heißt, weiß man nicht. Deswegen nennt man es schlicht „Someothaship“. Die Insassen stammen vom Planeten Stones Throw, in dem sich das Leben vor allem in verrauchten Kellern zwischen analogen Instrumenten, obskuren Samplern und alten, verstaubten Platten abspielt.
Declaime und Georgia Anne Muldrow lenken die Kiste auf ihrer Reise durch das Paralleluniversum, und sie haben Gäste an Bord. Zusammen mit einer illustren Schar an überaus fähigen Gastrappern bescheren sie uns dieser Tage den neuesten Wurf aus dem Stones Throw-Lager. Connoisseure werden gleich beim ersten Track wissend nicken, alle anderen brauchen höchstens drei Minuten, um in den Vibe zu kommen, der so bezeichnend für das kalifornische Label geworden ist. Der Überproduzent und Liebling des Hauses Madlib hat auch hier seine Spuren hinterlassen, auch wenn er selber nicht in Erscheinung tritt. Der Großteil der Produktionen geht stattdessen auf das Konto von Georgia Anne Muldrow, der First Lady der Stones Throw-Brigade, und die hat ihre Hausaufgaben gemacht. Dicke, blubbernde Basslines, Funk- und Jazzzitate en masse, holprige, leicht verzogene Drums, und eine gehörige Portion Kiffer-Vibe dominieren die Platte. Die Gastproduzenten Black Milk, Oddissee und Flying Lotus reihen sich da, wen wundert’s, perfekt ein. Wohlfühlmusik also für Freunde des Genres.
Dazu rappt und singt Georgia Anne, während Declaime seine gewohnt verrauchten Weisheiten zum Besten gibt, die auch hier wieder der ein oder anderen Verschwörungstheorie nicht abgeneigt sind. Man muss ihn mögen, sein quäkiges Organ, seine holprige Art zu rappen, aber wer das gut findet, bekommt erstklassiges Declaime-Futter. Der Rest kann sich mit den weiteren, unbestreitbar vorhandenen Qualitäten der Platte begnügen. Und außerdem gibt es genug Gastauftritte von überaus talentierten Kollegen: Kazi, Medaphoar, Rapper Big Pooh, Prince Po, Kool G Rap, LMNO, Black Milk – die können alle was und zeigen das auch.
Allen voran aber marschiert Wunderkind Muldrow, die auf ganzer Linie überzeugt, egal ob hinterm Mic oder auf der Produzentenseite. Kopfnickerbeats mit traditionalistischen, melancholischen Piano-Samples wie bei „Connect Game“ kann sie genauso wie den Slow Motion-Funk von „Get Up GoGo“. Das unendlich relaxte „Endure“ kommt dazu mit einem Westcoast-Synthie der alten Schule daher, der Dr. Dre damals gut gestanden hätte, das großartige „Heaven Or Hell“ baut mit seinem minimalistisch perkussiven Beat eine angenehm bedrohliche Stimmung auf. Hier sind auch die Vocals on point, LMNO von den Visionaries hat einen hervorragenden Gastauftritt, Black Milk und Oldschool-Legende Kool G Rap hauen gut rein, und Muldrow liefert auch ordentlich ab.
Bei “Boogie” gibt’s dann noch eine Portion Empowerment, egal wie schlecht es gerade läuft, egal ob die Mieten und die Steuern erhöht werden, denn den Funk gibt’s bei Declaime und Muldrow gratis: „I can make you boogie, if you want me to!“ verspricht sie. Und ganz am Ende, nach 45 Minuten verkifftem Zeitlupenfunk und einer ordentlichen Portion Kopfnickerbeats, spricht Declaime den Segen über die Passagiere des Someothaship: „May the funk set you free! May you be all you can be! May you be a better you, let the light shine through and through!“ Word.
Declaime und Georgia Anne Muldrow lenken die Kiste auf ihrer Reise durch das Paralleluniversum, und sie haben Gäste an Bord. Zusammen mit einer illustren Schar an überaus fähigen Gastrappern bescheren sie uns dieser Tage den neuesten Wurf aus dem Stones Throw-Lager. Connoisseure werden gleich beim ersten Track wissend nicken, alle anderen brauchen höchstens drei Minuten, um in den Vibe zu kommen, der so bezeichnend für das kalifornische Label geworden ist. Der Überproduzent und Liebling des Hauses Madlib hat auch hier seine Spuren hinterlassen, auch wenn er selber nicht in Erscheinung tritt. Der Großteil der Produktionen geht stattdessen auf das Konto von Georgia Anne Muldrow, der First Lady der Stones Throw-Brigade, und die hat ihre Hausaufgaben gemacht. Dicke, blubbernde Basslines, Funk- und Jazzzitate en masse, holprige, leicht verzogene Drums, und eine gehörige Portion Kiffer-Vibe dominieren die Platte. Die Gastproduzenten Black Milk, Oddissee und Flying Lotus reihen sich da, wen wundert’s, perfekt ein. Wohlfühlmusik also für Freunde des Genres.
Dazu rappt und singt Georgia Anne, während Declaime seine gewohnt verrauchten Weisheiten zum Besten gibt, die auch hier wieder der ein oder anderen Verschwörungstheorie nicht abgeneigt sind. Man muss ihn mögen, sein quäkiges Organ, seine holprige Art zu rappen, aber wer das gut findet, bekommt erstklassiges Declaime-Futter. Der Rest kann sich mit den weiteren, unbestreitbar vorhandenen Qualitäten der Platte begnügen. Und außerdem gibt es genug Gastauftritte von überaus talentierten Kollegen: Kazi, Medaphoar, Rapper Big Pooh, Prince Po, Kool G Rap, LMNO, Black Milk – die können alle was und zeigen das auch.
Allen voran aber marschiert Wunderkind Muldrow, die auf ganzer Linie überzeugt, egal ob hinterm Mic oder auf der Produzentenseite. Kopfnickerbeats mit traditionalistischen, melancholischen Piano-Samples wie bei „Connect Game“ kann sie genauso wie den Slow Motion-Funk von „Get Up GoGo“. Das unendlich relaxte „Endure“ kommt dazu mit einem Westcoast-Synthie der alten Schule daher, der Dr. Dre damals gut gestanden hätte, das großartige „Heaven Or Hell“ baut mit seinem minimalistisch perkussiven Beat eine angenehm bedrohliche Stimmung auf. Hier sind auch die Vocals on point, LMNO von den Visionaries hat einen hervorragenden Gastauftritt, Black Milk und Oldschool-Legende Kool G Rap hauen gut rein, und Muldrow liefert auch ordentlich ab.
Bei “Boogie” gibt’s dann noch eine Portion Empowerment, egal wie schlecht es gerade läuft, egal ob die Mieten und die Steuern erhöht werden, denn den Funk gibt’s bei Declaime und Muldrow gratis: „I can make you boogie, if you want me to!“ verspricht sie. Und ganz am Ende, nach 45 Minuten verkifftem Zeitlupenfunk und einer ordentlichen Portion Kopfnickerbeats, spricht Declaime den Segen über die Passagiere des Someothaship: „May the funk set you free! May you be all you can be! May you be a better you, let the light shine through and through!“ Word.
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Gute Musik
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