Die Fotoausstellung von Johannes Wallat im Fachwerk Gievenbeck zeigt, wie ähnlich Mensch und Stadt sich geworden sind.
Gievenbeck. Die Bilder wirken wie leere Kulissen: Ein Blick auf die graue und verregnete Hamburger Nordsee. Im Fokus ein riesiges Containerschiff – eine Kleinstadt im Meer. Im Vordergrund ein einzelner Tisch. Leer. Zu fehlen scheint ein Mensch. Doch merkwürdigerweise scheint der auch auf den Bildern zu fehlen, wo er abgebildet ist. Ein Eindruck von diesem Paradox lässt sich ab dem 16. Mai 2010 im Stadtteilhaus Fachwerk gewinnen, wo der junge Fotograf Johannes Wallat einen Teil seiner Bilder ausstellt.
Hier taucht der Mensch nie so auf, wie man ihn normalerweise sieht, als soziales Wesen. Vielmehr erscheint er immer als Bestandteil des urbanen Kontextes – in dem er selbst fast ein architektonisches Element bildet. Die Menschen sind kaum mehr als Objekte; die Gebäude scheinen dafür oft menschenähnlich. Längst lassen sich Architektur und Mensch nicht mehr klar voneinander trennen: Nicht nur verändern wir die Architektur, die Architektur verändert auch uns – es entsteht eine Architektur des Menschen.
Das ist auf den ersten Blick ungewohnt und kann einen auch ein wenig betrübt stimmen: „Es liegt eine anziehende Tristesse in den Bildern“, sagt der Fotograf selbst. So ist es nicht zuletzt ein Gefühl von Unverbundenheit, das die Fotografien hervorrufen: Personen sind meistens allein, es fehlt das Miteinander. Doch die Integration in eine Gruppe wird ersetzt durch die Intensivierung der Verbindung von Mensch und Raum.
Der gebürtige Münsteraner Johannes Wallat, der zur Zeit sein Studium der Niederlande-Studien an der WWU Münster abschließt, fotografiert schon seit Langem: „Fotografie ist für mich eine Form, flüchtige Konstellationen dauerhaft sichtbar zu machen.“ Auf häufigen Reisen durch Europa ist er immer wieder über Bilder und Situationen gestolpert, die ihm besonders erschienen. So ist es nicht zuletzt auch ein Bild von Europa, das Johannes Wallat mit seinen Fotografien zeichnet: Eines Europa, das als Arrangement zusammenhält.
Eine Auswahl seiner Bilder wird ab Sonntag, 16. Mai 2010, im Stadtteilcafé des Fachwerk Gievenbeck zu sehen sein.